Sommer - Zeit für Kunst

Sommer - Zeit für Kunst

Wenn man sich dem Golfen mit Haut und Haaren verschrieben hat und mittlerweile im sonnigen Süden wohnt, dann nützt man jede freie Minute, um sich seiner großen Leidenschaft mit Muße und Hingabe zu widmen. Auf mich trifft das zumindest zu. Die Anzahl landschaftlich reizvoller Golfplätze steigt jährlich an und der Turnierkalender der diversen Golfclubs ist vielfältig. Schlechtwetter gibt es für passionierte Golfer ohnedies nicht. Und ewig lockt das Handicap! Unabhängig davon, in welche Spielklasse man vorgerückt ist, man will besser werden. Das erfordert aber zusätzliche Trainerstunden und weitere Übungseinheiten auf der Range und dem Pitch- und Putting- Grün. Gelegentliches Großreinemachen der Schläger und der Golfbags läßt sich leider auch nicht vermeiden. Und nicht zu vergessen: Die geselligen Treffen mit Golffreunden und Clubkameraden ..... Ganz ehrlich: Viel Zeit für kulturelle Aktivitäten bleibt dann nicht mehr übrig.

Das Fernbleiben hat den Golfern vielerorts den Ruf eingebracht, Sie seien echte Kulturbanausen und hätten außer dem Schlagen der vorzugsweise weißen Bällchen keinerlei ernsthafte Interessen.

Wie gut, daß man sich immer noch darauf ausreden kann, daß das Angebot an Konzerten und Ausstellungen am Algarve ohnedies eher dürftig ist. Schon der erste Blick auf die Einladungskarte macht es offenkundig: Wieder ein unbekannter Künstler! Soll man überhaupt zur Eröffnung gehen? Wenn man sich nicht überzeugen konnte, teilzunehmen, regt sich dann gelegentlich doch ein schlechtes Gewissen, vor allem, wenn man nach der Veranstaltung erfährt, wer aller dort war. Und so kommen von Zeit zu Zeit die Erinnerungen an frühere Zeiten hoch, in denen man noch aktiver am Kulturleben teilgenommen hat; aus beruflichen Gründen, oder weil es zur Lebensart und zum Gesellschaftsleben dazu gehört hat. Sind wir bequemer geworden im sonnigen Süden?

Zum Glück gibt es lobenswerte Ausnahmen unter den Golferinnen und Golfern! Etliche finden gerade erst im Ruhestand die Zeit und Motivation, sich mit Fotografie, Malerei und Plastik, mit Literatur, Schauspiel oder mit Musik zu beschäftigen. Viele innerhalb der eigenen Vier Wände; einige wenige lassen auch die Öffentlichkeit daran teilhaben: In Form einer Kunstgalerie, einer Konzertgruppe, oder in Form einer Skulptur am Rande des Fairways. Viele Golfspieler des Gramacho-Platzes in Carvoeiro waren überrascht, eine lebensgroße Bronzeskulptur am Rande der Bahn Nummer 10 zu entdecken.

Rod und Judy Stocker, selbst begeisterte Golfer aus England, haben sich vor kurzer Zeit im Pestana Golfresort angesiedelt. Der wunderschön gepflegte Garten ihrer Villa geht unmittelbar in den Golfplatz über. Vom Liegestuhl auf der Terrasse aus, können sie die Spieler beim Putten beobachten. Judy Stocker: "Wir haben in den letzten Jahren so viele Urlaube am Algarve verbracht und uns in das Land und die Leute verliebt. Es ist ein Traum, hier zu leben. Das Klima ist großartig und der kühlende Wind vom Atlantik macht auch die Sommerhitze gut verträglich." Rod Stocker: "Ich hatte während meines Berufslebens nicht viel Zeit, mich mit Kunst zu beschäftigen. Jetzt erst genießen meine Frau und ich es, in Kunstgalerien und zu Vernissagen zu gehen, wo wir Künstler aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen sogar persönlich kennenlernen können. Das brachte uns schließlich auch auf die Idee, selbst mit dem Sammeln von Skulpturen zu beginnen. Unsere "Reclinig Lady" ist mittlerweile ein Familienmitglied geworden. Auch unsere beiden erwachsenen Töchter, die in London leben, waren von unserem "Familienzuwachs" sofort begeistert. Etliche Freunde zeigten sich sogar überrascht, denn sie hatten uns so viel Kunstbegeisterung für die Moderne gar nicht zugetraut. Natürlich haben wir auch schon lästernde Aussprüche von Passanten gehört. Aber vielleicht war da auch ein bißchen Neid dabei?" Und Judy meint ergänzend: "Für uns ist die Skulptur eine Art Symbol für unser jetziges Leben geworden: Ausspannen und Relaxen können. Endlich!"

Bleibt noch zu erwähnen, daß es auch im Westen der Algarve Kunstinteressierte und Kunstförderer gibt. Wie ich vom Management des Parque da Floresta Golfplatzes soeben erfahren konnte, wird es im September eine Ausstellung mit Bronzearbeiten des Bildhauers Jörgen Stening geben. (Ich werde in der Septemberausgabe des Xtrablattes darüber berichten.) Vielleicht finden auch Sie dann Ihre "Reclinig Lady", oder zumindest ihre kleine Schwester.

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Letzte Änderung am 6. August 2000